Mit der Auszeichnung am kommenden Mittwoch, 18. Mai, werden die Klimaschutz-Aktivitäten der Stadt gewürdigt. Sie hat deutlich mehr als 50 Prozent der maximal erreichbaren Punkte erzielt.
Vorzeigeprojekt in Sachen Klimaschutz: Die Abwärme der Badischen Stahlwerke soll zukünftig etwa 7000 Haushalte im grenzüberschreitenden Ballungsraum mit Wärme versorgen. Foto: Ulrich Marx
VON KLAUS KÖRNICH
Kehl. Die Stadt Kehl wird am kommenden Mittwoch, 18. Mai, mit dem European Energie Award (EEA) ausgezeichnet. An diesem Tag verleiht Staatssekretär Andre Baumann in Reutlingen 27 Kommunen in Baden-Württemberg den europäischen Preis. Der EEA ist ein Zertifizierungsverfahren, mit dem die Klimaschutz-Aktivitäten von Kommunen und Landkreisen regelmäßig erfasst, bewertet und überprüft werden.
Die Stadt Kehl engagiert sich seit Anfang der 1990er-Jahre im Klimaschutz. So war sie bereits am Luftreinhalteplan Straßburg-Ortenau beteiligt und trat 1995 dem Klimabündnis bei. 2013 hat Kehl den Klimaschutz in der Zukunftsstrategie der Stadt verankert.
Seit 2018 arbeitet die Stadt Kehl mit dem Qualitätsmanagementverfahren EEA. Sie dokumentiert so ihre Fortschritte beim Klimaschutz und bei der Energieeffizienz. Das führte unter anderem dazu, dass die städtischen Mitarbeitenden für Dienstreisen statt privater Autos ein Carsharing- Angebot nutzen. Außerhalb der Dienstzeiten steht der Fahrzeugpool Kehler Bürgern zur Verfügung.
Abwärme-Projekt
Bis zu 20.000 Tonnen CO 2 jährlich kann die Stadt Kehl in einigen Jahren durch ein grenzüberschreitendes Klimaschutzprojekt einsparen:
Die Badischen Stahlwerke in Kehl liefern rund 70 Gigawattstunden Abwärme, die im Ballungsraum Kehl/Straßburg zukünftig etwa 7.000 Haushalte mit Wärme versorgt – zunächst in Straßburg, später auch in Kehl. Dazu wurde Ende 2021 die deutsch-französische Wärmegesellschaft „Calorie Kehl-Strasbourg“ gegründet.
Alle vier Jahre wird beim EEA extern geprüft, wie weit die Stadt bei ihren Zielen ist, und dies wird bewertet. Im vergangenen Jahr wurde die Stadt Kehl zum ersten Mal für ihre Klimaschutz-Aktivitäten zertifiziert. Wer 50 Prozent oder mehr der maximal möglichen Punkte erreicht, bekommt den European Energy Award verliehen. Die Stadt Kehl hat mehr als 56 Prozent geschafft.
27 Kommunen in Baden-Württemberg werden nächste Woche ausgezeichnet – so viele wie noch nie in einem Jahr. Insgesamt nehmen im Südwesten jetzt 175 Städte, Gemeinden und Landkreise am EEA teil – auch das ist eine Rekordzahl. 2020 waren es 134, vor rund zehn Jahren 77. Zwei Städte, Mengen und Ulm, erhalten eine goldene Auszeichnung, wofür mindestens 75 Prozent der Punkte notwendig sind.
Die Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW) organisiert die EEA-Aktivitäten im Auftrag des Umweltministeriums des Landes. „Bis 2040 müssen alle Kommunen im Südwesten klimaneutral werden“, erklärt Volker Kienzlen, Geschäftsführer der KEA-BW.
148 Kommunen in Ba-Wü
Seit 2006 können Städte und Gemeinden im Südwesten an dem Zertifizierungsprozess teilnehmen, Landkreise seit 2010. Erst vergangenes Jahr hatte der Ortenaukreis beim Audit zum EEA ein Ergebnis von fast 62 Prozent erreicht und wurde somit erfolgreich abermals zertifiziert. Besonders bei den Landkreisen in Baden-Württemberg ist das Programm beliebt: 27 von 35 Kreise nutzen den EEA. Bei den Städten und Gemeinden sind es 148. Damit hat Baden-Württemberg im Vergleich zu den anderen Bundesländern die meisten EEAKommunen in Deutschland, wie die KEA-BW mitteilt. Europaweit sind es mehr als 1700 Kommunen aus 15 Ländern.